nach Dr. med. S. Schlett, Arzt und Apotheker, München
"Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentrationen von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind." (Linus Pauling)
Zuordnung zu naturheilkundlichen Therapieverfahren
Die Orthomolekulare Medizin (OM) hat ihren Ausgangspunkt in den Vereinigten Staaten genommen. Seit mehr als 50 Jahren hat sie dort Bedeutung in der Therapie akuter wie chronischer Erkrankungen, aber auch in der präventiven Medizin erlangt. In Europa wird die OM - ohne dass dieser Ausdruck verwendet wurde - seit langem bei zahlreichen Erkrankungen angewendet. Speziell naturheilkundlich orientierte Therapeuten haben erkannt, dass Nährstoffbausteine (Nutrienten) wie Magnesium, Selen, Ascorbinsäure etc., wirksame Werkzeuge sein können und messbare Einflüsse auf Gesundheit, Krankheit und Alterserscheinungen haben.
Wie alle naturheilkundlichen Therapieverfahren stützt sich auch die Orthomolekulare Medizin auf natürliche Regulationsmechanismen und biochemische Zusammenhänge unseres Körpers. Sie beruht auf folgenden wissenschaftlichen Disziplinen:
- Ernährungswissenschaft
- Biochemie
- Zell- und Molekularbiologie
- Physiologie
- Allgemeinmedizin
- Toxikologie
- Immunologie
Entwicklung und Wirkungsweise der Orthomolekularen Medizin
Die Orthomolekulare Medizin versucht Krankheiten zu verhüten, zu bessern oder zu heilen, indem sie die molekularen Konzentrationen der Stoffe, die normalerweise im Körper vorhanden sind, variiert. Diese biochemischen Reize werden vom Körper sinnvoll verwertet und beantwortet. Es kommt zu einer Aktivierung und Reaktivierung des Zellorganismus, Stabilisierung des physiologischen Gleichgewichts, frühzeitiger Intervention im Energie- und Stoffwechselhaushalt, Optimierung der Repair-Mechanismen, um nur die wichtigsten Vorgänge zu nennen. Hier greifen Prävention und Therapie nahtlos ineinander.
Die ersten Erfahrungen gehen auf die Behandlung mit Megadosen von Niacin/ Niacinamid schon in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts zurück. Sie wurden von dem amerikanischen Arzt W. Kaufmann bei Arthritis und Anfang der fünfziger Jahre bei Schizophrenie von Hoffer und Osmond in Kanada gemacht. Erfolge mit Megadosen von Vitamin B3 bei Schizophrenien wurden 1962 erstmals durch eine doppelblind gesicherte Studie bewiesen.
Von da ab machte die Schizophrenie-Behandlung so große Fortschritte, dass sich überall in Kanada und in den USA unterstützende Gruppen bildeten. 1968 entstand eine eigene Zeitschrift, "Schizophrenia", die drei Jahre später den von Pauling geprägten Begriff übernahm und als Journal of Orthomolecular Psychiatry firmierte. Trotz deutlicher Behinderung durch das medizinische Establishment war die Entwicklung der orthomolekularen Psychiatrie nicht mehr aufzuhalten und dehnte sich auf andere Disziplinen aus.
Internationale wissenschaftliche Grundlegung
Interessanterweise entstanden die Konzepte und Praktiken der orthomolekularen Medizin durch Personen, die sich deutlich auszeichneten: entweder durch ganz besonders sorgfältige und erfolgreiche wissenschaftliche Arbeiten, wie der bekannte Ernährungsbiologe und Entdecker der Pantothensäure (Vitamin B5) Roger Williams und der Biochemiker und Träger von zwei medizinisch relevanten Nobelpreisen Linus Pauling oder dadurch, dass sie ihr Medizinstudium auf ein vorheriges biochemisches Studium gründeten wie der Herausgeber des "Journal of Orthomolecular Medicine" (früher "Psychiatry"), Abram Hoffer, und der Gründer des Brain Biocenter in Princetown, Carl C. Pfeiffer, oder dadurch, dass sie ihre ärztliche Praxis systematisch und sorgfältig biologisch wissenschaftlich begründen wie Jonathan Wright, Alan Gaby, Melvyn Werbach, Steven Davis, Robert Aktins und viele andere.
Um die Erarbeitung einer wissenschaftlichen Basis für die OM und die Übersetzungen namhafter Grundlagenforscher hat sich in der Bundesrepublik Deutschland besonders Dr.med. Hannes Kapuste verdient gemacht. Seinem entschiedenen Einsatz ist es zu verdanken, dass sich die orthomolekulare Therapie als nutriologische Medizin etablieren konnte.
vgl. "Nutriologische Medizin" von M.R. Werbach
Das Feld der Nutriologie als Wissenschaft reicht weit in die Ökologie und ökologische Medizin hinein. Die zum Einsatz kommenden Nutri-Pharmaka (z.B. Megadosen spezieller Vitamine) setzen sich im Wesentlichen zusammen aus Vitaminen, Spurenelementen, Mineralstoffen, Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminoiden, Proteinen und Organextrakten bzw. deren Syntheseprodukten (z.B. Pankreatin, Gallensäuren)
Zur gleichen Zeit hat sich im deutschen Sprachraum ein wissenschaftlich-praktischer Zweig zur orthomolekularen Prävention und Therapie auch in Zusammenarbeit mit Produkteherstellern entwickelt, an dem Fachärzte und Therapeuten aus unterschiedlichen Bereichen mitwirken und an dem sich zugleich Universitäts-Institute führend beteiligen.
Übersicht über deutschsprachige Ausbildungsmöglichkeiten
PreventNetwork bietet in der Rubrik "OM-Ausbildung" zu Veranstaltern curricularer Ausbildungen eine chronologische Veranstaltungsübersicht über Teilseminare curricularer Ausbildungen sowie Einzelveranstaltungen mit den Adressen der Veranstalter.
Diese Ausbildungen sind tw. reine Ärzteausbildungen, tw. auch für Heilpraktiker, Naturärzte etc. zugänglich.
OM-Fortbildung
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