Melatonin
therapeutische Schlüsselwörter: Einstellung des Zirkadianrhythmus von Blinden
Melatonin zur Regulierung des Tag-Nacht-Rhythmus von Blinden (Entrainment of Free-Running Circadian Rhythms by Melatonin in Blind People)
R. L. Sack, R. W. Brandes, A. R. Kendall, and A. J. Lewy
Hintergrund Bei den meisten vollständig blinden Menschen ist der zirkadiane Rhythmus gestört, d.h. er verläuft nicht ganz synchron zur Tag-Nacht-Folge, sondern schwankt in einem Zeitrahmen, der etwas länger ist als 24 Stunden. Das führt häufig zu Schlaflosigkeit oder Müdigkeitsphasen untertags. Es sollte untersucht werden, ob eine tägliche Dosis Melatonin den zirkadianen Rhythmus von Blinden dem normalen 24-Stunden-Zyklus anpassen kann.
Methode Es wurde eine Crossover-Studie an sieben völlig blinden Personen durchgeführt, die einen solchen frei ablaufenden Rhythmus aufwiesen. Sie erhielten 10 mg Melatonin oder Plazebo pro Tag, etwa eine Stunde vor der bevorzugten Einschlafzeit, und zwar für drei bis neun Wochen. Danach bekamen sie die jeweils andere Medikation. Die Phasen der Melatonin-Eigensynthese wurden kontrolliert, der Schlaf wurde mittels Polysomnographie überwacht.
Ergebnis Zu Beginn der Studie wiesen die Personen frei ablaufende Tagesrhythmen von durchschnittlich 24,5 Stunden auf (24,2 bis 24,9). Die Gabe von Plazebo veränderte nichts. Während der Melatoningabe konnten 6 von 7 Personen auf den normalen 24-Stunden-Zyklus eingestellt werden (P<0.001).
Danach zeigten sie nach der ersten Schlafphase kürzere Wachzeiten (P=0.05), und die Effizienz des Schlafes war größer (P=0.06). 3 Personen nahmen in der Folge an einem Versuch teil, bei dem eine tägliche Dosis von 10 mg Melatonin gegeben wurde bis zur Erreichung des 24-Stunden-Rhythmus. Danach wurde die Dosis auf 0,5 mg/Tag während drei Monaten reduziert. Auch unter der niedrigen Dosierung blieb die erreichte Einstellung erhalten.
Schlussfolgerung Mit der Gabe von Melatonin kann bei den meisten Blinden mit frei ablaufenden Zirkadianrhythmen der normale 24-Stunden-Rhythmus erreicht werden.
(NEJM 2000;343:1070-1077, 1114-1116)
Diese Erkenntnisse könnten auch für Schichtarbeiter von Nutzen sein sowie bei Schlafproblemen durch Langstreckenflüge über mehrere Zeitzonen.
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