Fördert Vitamin C tatsächlich die Bildung von Nierensteinen?
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Anfang Februar 2013 wurde eine schwedische Prospektivstudie (1) publiziert, der zufolge die Einnahme von Vitamin C-Supplementen mit einem erhöhten Auftreten von Nierensteinen bei Männern einhergehe. Das Risiko verdopple sich laut dieser Untersuchung. Der Orthomolecular Medicine News Service vom 11. Februar brachte dazu einen Artikel, den PreventNetwork nachstehend zusammenfasst.
Die Studie stellte fest, dass die Steine höchstwahrscheinlich aus Calciumoxalat bestanden, das bei Anwesenheit von Vitamin C entstehen kann. Aber die Steine wurden nicht untersucht. Eine so dürftige Studie hilft weder den Ärzten noch den Patienten.
Die Studie erfasste 23.355 schwedische Männer über einen Zeitraum von 10 Jahren. 22.448 von ihnen nahmen keine Supplemente zu sich, 907 nahmen Vitamin-C-Supplemente. Es wurde ein Ernährungsdurchschnitt für beide Gruppen erhoben, der allerdings nicht besonders detailliert war. In der Vitamin-C-Gruppe traten in 10 Jahren 31 Nierensteine auf. Das ist statistisch gesehen kein sehr aussagekräftiger Wert. Da es sich um eine Observationsstudie handelte, kann aus dem Ergebnis kein kausaler Zusammenhang abgeleitet werden. Das Ergebnis widerspricht zudem früheren Studien, die eindeutig nachgewiesen hatten, dass kein Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Supplementierung und Nierensteinen bestehe (2-5). Es wurde auch nicht ausgewertet, ob es bei denen, die Nierensteine entwickelten, Unterschiede in der Ernährung gab.
Das Thema Oxalat-Vitamin C scheint widersprüchlich. Oxalatsteine kommen häufig vor und tatsächlich kann Ascorbat die Bildung von Oxalat im Organismus leicht erhöhen. Aber damit wird noch nicht die Steinbildung erhöht. Denn Vitamin C im Urin hat die Tendenz, Calcium zu binden und damit sein Vorliegen in freier Form zu reduzieren. Damit sinkt aber die Möglichkeit der Bildung von Calciumoxalat. Es gibt oxalatreiche Nahrungsmittel wie Spinat, Rhabarber oder verschiedene Rübensorten, Tee und Kaffee sind vermutlich bei vielen Menschen wesentliche Oxalatquellen, die dem Körper jedenfalls deutlich mehr Oxalat zuführen als 1000mg Vitamin C/Tag.
Unbekannt ist ferner, ob die im Beobachtungszeitraum festgestellten Nierensteine bereits zu Beginn der Beobachtung bestanden (keine Einstiegsuntersuchung). Auch die tägliche Flüssigkeitsaufnahme wurde nicht berücksichtigt, obwohl eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme die Bildung von Nierensteinen begünstigt.
Magnesium
Nierensteine und Magnesiummangel haben ähnliche Ursachen, darunter eine zuckerreiche Ernährung, Alkohol, hohe Oxalataufnahme und starker Kaffeegenuss. Magnesium spielt eine wesentliche Rolle in der Vorbeugung von Nierensteinen (6). Es stimuliert die Bildung von Calcitonin und unterdrückt die Bildung von Parathormon, es wird benötigt für die Umwandlung von Vitamin D in seine aktive Form, die für die Calciumaufnahme benötigt wird. Für den Knochenaufbau ist es also unverzichtbar. Magnesium ist damit entscheidend an der Vermeidung von Calciumoxalatbildung beteiligt.
Vitamin C
Die gebräuchlichste Form von Vitamin C ist Ascorbinsäure*. Der dadurch saure Urin verhindert deshalb Nierensteine aus Calciumphosphat oder Magnesium-Ammonium-Phosphatsteine, die sich im sauren Milieu nicht bilden bzw. auflösen.
Vorbeugung von Oxalatsteinen
Die am häufigsten vorkommenden Oxalatsteine können in saurem Urin entstehen, unabhängig davon, wodurch er sauer ist. Ihrer Entstehung kann vorgebeugt werden durch eine ausreichende Magnesiumaufnahme, entweder aus magnesiumreichen Nahrungsmitteln (wie Buchweizen, grüne Gemüse, Bohnen, Nüsse) oder aus Magnesiumsupplementen. Man sollte aus allen Quellen ein Calcium-Magnesium-Verhältnis von etwa 1:1 erreichen. Um die laxative Wirkung von Magnesium zu vermeiden, sollten gut bioverfügbare Formen gewählt werden, am besten geeignet ist wohl Magnesiumcitrat*.
Der Artikel im OMNS schließt mit 12 Tipps zur Nierensteinprävention:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – günstig sind dabei auch (ungesüßte) Frucht- und Gemüsesäfte, da sie reich an Citraten sind, wodurch sowohl die Harnsäurebildung gebremst wird als auch die Entstehung von Calciumsalzen.
- Gelegentlich den pH-Wert des Urins kontrollieren – er soll leicht säuerlich sein.
- Oxalatreiche Lebensmittel nicht zu oft auf den Speiseplan setzen (Spinat, Rhabarber, Schokolade!, Schwarztee, Kaffee).
- Gewichtsreduktion
- Calcium ist nicht der wirklich „Schuldige“ – niedriges Calcium kann selbst die Steinbildung fördern (7). Daher nicht die Calcium-Aufnahme senken, sondern
- die Phosphoraufnahme aus der Nahrung reduzieren, vor allem keine Softdrinks, besonders Cola.
- Magnesium supplementieren, und zwar mindestens 300-400 mg/Tag. Wer sich viel von Fastfood ernährt, nimmt meist zu wenig Magnesium über die Nahrung auf!
- Auch ein guter Vitamin-B-Komplex* ist in der Steinprophylaxe sinnvoll und nützlich.
- Um Harnsäure-/Purinsteine zu vermeiden, sollte auf Fleisch verzichtet werden. Es ist die wesentlichste Quelle für Purin. Hier fördert Vitamin C die Ausscheidung von Harnsäure über den Urin. Dafür kann auch gepuffertes Vitamin C* verwendet werden.
- Personen mit Cysteinsteinen (ca 1% aller Nierensteine) sollten eine methioninarme Diät einhalten und gepuffertes Vitamin C verwenden.
- Nierensteine stehen mit hohem Zuckerkonsum in Zusammenhang, also möglichst wenig Zucker verwenden.
- Infektionen können zu Veränderungen der Urinkonzentration führen (durch Fieber, Erbrechen oder Durchfall), die wiederum die Steinentstehung begünstigen. Es zahlt sich also aus, ganz allgemein auf seine Gesundheit zu achten.
* Hinweis von PreventNetwork: Supplemente von hoher Qualität (hypoallergen, ohne resorptionsbehindernde Zusätze, ohne Farbstoffe und Tablettierhilfen) bietet z.B. der amerikanische Hersteller Thorne Research (Ascorbic Acid, Buffered C Powder, Magnesium Citrate, Basic B Complex)
(1) Thomas L, et al. Ascorbic acid supplements and kidney stone incidence among men: a prospective study. JAMA Intern Med 2013; DOI: 10.1001/jamainternmed.2013.2296.
(2) Wandzilak TR, D'Andre SD, Davis PA, Williams HE (1994). Effect of high dose vitamin C on urinary oxalate levels. J Urology 151:834-837.
(3) Hickey S, Saul AW. (2008). Vitamin C: The Real Story, the Remarkable and Controversial Healing Factor. Basic Health Publications ISBN-13: 9781591202233
(4) Robitaille L, Mamer OA, Miller WH Jr, Levine M, Assouline S, Melnychuk D, Rousseau C, Hoffer LJ. Oxalic acid excretion after intravenous ascorbic acid administration. Metabolism. 2009 Feb;58(2):263-9. doi: 10.1016/j.metabol.2008.09.023.
(5) Padayatty SJ, Sun AY, Chen Q, Espey MG, Drisko J, Levine M. (2010) Vitamin C: intravenous use by complementary and alternative medicine practitioners and adverse effects. PLoS One. 5(7):e11414. doi: 10.1371/journal.pone.0011414.
(6) 14. Dean C. (2007) The Magnesium Miracle. Ballantine Books. ISBN-13: 9780345494580
(7) 18. L. H. Smith, et al (1974) Medical evaluation of urolithiasis. Urological Clinics of North America. 1:2, 241-260.
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